Die materiellen Bedingungen für die Raumklangartikulation sind nicht einfach gegeben, sie werden von Menschen gemacht. Die Architekturen der Stadträume sind Instrumente für Schallwege, Klangreflectionen und Resonanzfelder. Sie werden im Alltag dauernd von Klangereignissen, die von uns verursacht werden, bespielt. Auch wen wir alle hörblind geworden, die Räume akustisch bloss besetzen und nichts von den räumlichen Dimensionen der Stadtklänge hören, sind unsere Körper aber dennoch dem Raumklang angesetzt. Der Raumklang ist verantwortlich für unser körperliches Wohlbefinden.
So sind beispielweise Bodenbeläge die wichtigste akustischen Artikulationen des Stadtklangs. Wenn der grösste Teil der Bodenflächen vom gleichen Asphalt bedeckt ist, dann wird dadurch der gesamte Klangraum sehr monoton und einseitig. Sind grosse Flächen angrenzender Fassaden aus Glas, dann herrschen harte Reflexionen und stark frequenzbetonte Resonanzfelder vor. Alle Autos, alle menschlichen Stimmen, alle Flugzeuge, selbst die Vögel, klingen hier hart und laut. Es gibt für den Alltagshörenden keinen Grund, auf diesen Klangraum zu achten und ihm irgendwelche Bedeutung zuzuweisen und sich hier länger als unbedingt notwendig aufzuhalten. Hart artikulierte Stadträume sind Hörfliehräume.
Zitat aus dem Beitrag von Andres Bosshard an Stadtklang – Wege zu einer hörenswerten Stadt
1. Perspektiven
2016 VDF Zürich